Vereinschronik

Die Geschichte des Turn- und Sportverein Brotdorf

altes TuS-Symbol

altes TuS-Symbol

Am 22. Januar 1905 fand im Lokal Lauer (jetzt Kaiserhof) die Gründung des Turnvereins statt.

25 Brotdorfer Bürger nahmen an der Gründungsversammlung teil.

Der erste Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

  • Sprechwart: Armbrecht

  • Zeugwart: Johann Klein

  • stellvertr. Schriftwart: Johann Backes

  • 1.Schriftwart: Peter Gasper

  • Kassenwart: Matthias

  • 2.Turnwart: Josef Weisgerber

  • 1.Turnwart: Johann Lauer

Als Mitglieder wurden aufgenommen:

Johann Adams, Nikolaus Adams, Johann Annen, Michel Berger, Josef Berger, Martin Berger, Johann Britz, Nikolaus Britz, Matthias Engel, Nikolaus Engel, Franz Engel, M. Engels, Fried Gasper, Johann Baptist Jager, Johann Kremer, Heinrich Mommenthal, Johann Naumann, Peter Schneider.

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Zeitungsausschnitt von 1905

Zeitungsausschnitt von 1905

Bereits im Gründungsjahr nahm eine Abordnung des Vereins an einem Turnfest in Diefflen teil. Im September 1905 veranstaltete der Verein sein erstes Turnfest. Unstimmigkeiten führten zu einem Stillstand im Vereinsleben von 1907 bis 1909.

In einer Versammlung im Februar 1910 wurde Herr Roger von Boch-Galhau zum Ehrenpräsidenten und im Dezember 1910 Herr Edmund von Boch zum Ehrenmitglied ernannt. Diese Ernennung wurde von den beiden Herren mit Dank angenommen. Wohlwollend standen sie in der Folgezeit dem Verein zur Seite und sorgten für eine Neubelebung des Vereinsgeschehens. So konnte das 5-jährige Stiftungsfest am 10. August 1910 unter Teilnahme von mehreren auswärtigen Vereinen gefeiert werden.

Die mit großem Eifer erfolgte Aufbautätigkeit wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrochen. Der Verein zahlte dieses Völkerringen mit einem hohen Blutzoll. Die Ehrentafel im Vereinslokal "Germania" erinnerte an die Namen von 15 Turnbrüdern, die den Heldentod fanden.

Nach Kriegsende begann unter dem damaligen Vorsitzenden, Lehrer Carl Renzel, eine Wiederbelebung, die in den nachfolgenden Jahren große Erfolge buchen konnte.

Im Jahre 1920 konnten die 9-jährigen Verhandlungen über den Bau eines Sportplatzes abgeschlossen werden, dessen Einweihung in der Gemarkung "Am Rödchen" am 14. August 1921 stattfand.

Aus Mitgliederspenden wurde eine Vereinsfahne beschafft, deren Weihe unter Anteilnahme vieler Brudervereine am 24. Juni 1923 vorgenommen wurde. Die Patenschaft des Festes hatte der Bruderverein aus Merzig übernommen. Diese Fahne ist leider in den Wirren des 2. Weltkrieges verlorengegangen.

Die Gründung der Handballabteilung geht auf das Jahr 1923 zurück. Im folgenden Jahr nahm der Verein an den Verbandsspielen teil.

Unsere Turner und Sportler haben dann dafür gesorgt, dass der Name unserer Gemeinde weit über die Grenzen unserer Heimat hinaus bekannt wurde. Hier sei stellvertretend die Erringung der Saar-Mosel-Meisterschaft 1930-31 erwähnt.

Gauturnfest 1928

Gauturnfest 1928

Für das Jahr 1928 wurde dem Verein die Ausrichtung des Gauturnfestes übertragen. Der Festkommers fand am 16. Juni 1928 im Saale "Germania" statt, während das Fest selbst auf dem im Jahre 1927 im "Jungenwäldchen" angelegten Sportplatz aufgezogen wurde. Aus Berichten unserer alten Vereinsmitglieder ist zu entnehmen, dass unsere Gemeinde noch nie einen solchen Massenbesuch aufzuweisen hatte. Die Brotdorfer Turner errangen damals neun Preise. Davon konnten Matthias Kammer (Neunkampf Altersstufe 1) und Ernst Nikolaus (Zwölfkampf Unterstufe) je den ersten Preis erringen.

In dieser Blütezeit konnte am 14. September 1930 das 25-jährige Stiftungsfest gefeiert werden. Die Ehrung der dem Verein angehörenden Gründer für ihre 25-jährige Mitgliederschaft erfolgte durch den damaligen Vorsitzenden Heinrich Schneider, der die Vereinsgeschicke über 20 Jahre lang leitete. Bis zum Jahre 1935 herrschte reger Turn- und Spielbetrieb.

Stammtisch im Gasthaus "Germania" in den 1930er Jahren

Stammtisch im Gasthaus "Germania" in den 1930er Jahren

Nach der Rückgliederung der Saar überschatteten wiederum Unstimmigkeiten das Vereinsleben. Die 1936 vollzogene Eingliederung des Vereins in den "Reichsbund für Leibesübungen" führte dann zu einer Krise, von deren Auswirkung sich der Verein bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht mehr erholte. Während des Krieges lag der Turn- und Spielbetrieb völlig brach.

Nach Kriegsende fehlten in den Reihen des Vereins 21 Turnbrüder, die gefallen bzw. vermisst waren. Das bedeutete einen schweren Verlust für den Verein, und mit Recht kann heute gesagt werden, dass viele dieser verdienten Spieler und Turner nach Kriegsende ihre Erfahrung und Können der Jugend vermittelt, und so dem Verein zu noch höherer Blüte verholfen hätten.

Im Jahre 1946 fanden sich Frauen und Männer, die den Grundstock zur Wiederbelebung des Vereinsgeschehens legten. Im Lokal "Kaiserhof" fand die erste Versammlung nach dem Kriege statt. Den 1. Vorsitz übernahm Franz Freudenreich. Heinrich Schneider, der, wie schon erwähnt, lange Jahre die Vereinsgeschicke gelenkt hatte, wurde zum technischen Berater gewählt. Da in dieser Zeit die Besatzungsmacht den Turnbetrieb nicht zuließ, wurde der Schwerpunkt auf das Handballspiel gelegt.

Wegen Unbespielbarkeit des Sportplatzes "An der Bahn" mussten die ersten Spiele auf dem Platz "Am Jungenwäldchen" ausgetragen werden. Dank der Initiative und selbstloser Arbeit junger und älterer Vereinsmitglieder konnte der Sportplatz "An der Bahn" wieder instand gesetzt werden. Die hierzu erforderlichen Schlacken brachte die Merzig-Büschfelder-Eisenbahn mit Sonderwagen in den Abendstunden.

Hier konnte die Handballmannschaft bald erste Erfolge verbuchen. Sie stieg bis in die Landesklasse auf. Durch die Neueinteilung der Klassen bedingt, spielte sie später wieder in der Bezirksklasse. Im Jahre 1951 blieb ihr die bittere Pille des Abstiegs nicht erspart. Die in diesem Jahre erfolgreiche Jugendmannschaft konnte die Kreismeisterschaft erringen und schaffte im folgenden Jahr als 1. Mannschaft die Meisterschaft und somit wiederum den Aufstieg in Bezirksklasse.

Der Vorstand des TuS Brotdorf aus dem Jahr 1955

Der Vorstand des TuS Brotdorf aus dem Jahr 1955

Im Juni 1950 wurde das Turnen wieder zugelassen. Durch die Kriegswirren bedingt fehlte es bis auf wenige Ausnahmen an den erforderlichen Turngeräten. Auch stand kein geeigneter Raum zur Abhaltung der Turnstunden zur Verfügung. Die ersten Gehversuche der Turner wurden in dem stark beschädigten Saal "Brill" gemacht. Eine feste Bleibe hatten die Turner erst wieder, als die Gemeinde neben der Marienschule eine Turnhalle errichtete.

Eine Blütezeit, wie sie der Verein in den Jahren 1920 bis 1935 hatte, konnte nicht mehr erreicht werden.

Eine Fußballabteilung und eine Sparte Tischtennis kamen über die Anfänge nicht hinaus.

Eine Schachabteilung, die den Aufstieg in die Landesklasse erkämpfte, hat sich zwischenzeitlich wieder aufgelöst.

In den folgenden Jahren ist aber ein Lichtblick in der Abteilung Handball zu verzeichnen, der uns zu berechtigten Hoffnungen Anlass gibt. Wenn auch keine "hohe" Spielklasse erreicht wurde, so kann doch die Breitenarbeit des Vereins gelobt werden. Neben einer Hausfrauenriege, einer Mädchenturnriege verfügte der Verein über neun Handballmannschaften, die, außer der "Alten-Herren-Mannschaft", an den Punktespielen teilnehmen.

Von diesen Mannschaften errang die Knabenmannschaft im Jahre 1968 die Saarlandmeisterschaft im Feldhandball. Auch in der nachfolgenden Hallensaison war diese Mannschaft unschlagbar und wurde Saarlandmeister im Hallenhandball.

In der Feldsaison hat diese Mannschaft, als Schülermannschaft, wiederum die Gruppenmeisterschaft errungen und steht in den Endspielen um die Saarlandmeisterschaft.

Getragen von diesen Erfolgen kann der Verein also optimistisch der Zukunft entgegensehen.

Turnkücken auf dem Brotdorfer Schulhof (1965)

Turnkücken auf dem Brotdorfer Schulhof (1965)

Ein weiteres Meisterstück machte die A-Jugend dem Verein zum Geschenk mit dem Erringen der Saarlandmeisterschaft. Es war die 5. Saarlandmeisterschaft für diese Mannschaft. Trotz dieser großen Erfolge wurde aber nicht nur Handball im TuS gespielt. Auch das Schüler- und Jugendturnen wurde unter der Leitung von Lehrer Gerhard Berger intensiviert.

Eine Volleyballabteilung gründete sich, die heute besonders Freizeitsportlern und auch „jung gebliebenen“ älteren Turnern einen gesunden sportlichen Ausgleich bietet. Mit der Gründung einer Tischtennisabteilung übernahm 1976 Gerhard Barbian die Vereinsführung. Mehrere männliche und weibliche Mannschaften suchen auch hier den sportlichen Wettkampf.

Es wurde in dieser Aufzeichnung bewusst unterlassen, verdiente Turner und Sportler namentlich zu nennen. In den 96 Jahren vergangener Vereinsgeschichte dürfte jedes Mitglied seinen Teil zum Aufbau und zur Förderung des Sport- und Turngedankens beigetragen haben.

An dieser Stelle dankt der Verein allen Förderern, Gönnern, aktiven und inaktiven Mitgliedern für ihre Unterstützung.

Auch sei hier ein stiller Dank an unsere gefallenen, vermissten und verstorbenen Kameraden, die sich der Turn- und Sportsache verschrieben hatten, abgestattet.